Der wichtigste Schritt bei der Untersuchung eines Blutausstrichs ist die Erstellung des manuellen Differenzialblutbildes.
Dazu werden die weißen Blutkörperchen prozentuell bestimmten Gruppen zugeordnet, indem genau 100 Zellen (weiße Blutkörperchen) ausgezählt werden. Man geht davon aus, dass diese 100 Zellen für die Gesamtheit aller weißen Blutkörperchen repräsentativ sind.
In den meisten Fällen finden sich die folgenden Zellgruppen von weißen Blutkörperchen:
Darüber hinaus können (in selteneren Fällen) aber auch weitere weiße Blutkörperchen im Blutausstrich gefunden werden. Auch die folgenden Zellen werden bei einem manuellen Differenzialblutbild erfasst, bzw. es wird in einem Befundkommentar auf sie Bezug genommen:
- Vorstufen der Granulozyten
- Diese Zellen finden sich normalerweise nur im Knochenmark, wo die Bildung der weißen Blutkörperchen stattfindet („Granulopoese“). In bestimmten Fällen können sie auch im Blut gefunden werden (bei schweren Entzündungen, Leukämien, Chemotherapie):
- Blasten (unreife Vorstufen sämtlicher Leukozyten im Knochenmark)
- Promyelozyten (diese entwickeln sich aus den Blasten)
- Myelozyten (diese entwickeln sich aus den Promyelozyten)
- Metamyelozyten (diese entwickeln sich aus den Myelozyten)
- Besondere Formen von Lymphozyten:
- lymphatische Reizformen – diese werden auch „Virozyten“ genannt, da sie bei bestimmten Virusinfektionen im Blut auftreten (z.B. beim Pfeiffer’schen Drüsenfieber),
- atypische Lymphozyten – auffällige, jedoch morphologisch nicht näher zuordenbare lymphatische Zellen,
- LGL-Zellen – große Lymphozyten mit Granula (Körnchen) im Zellplasma,
- Plasmazellen – das sind jene Lymphozyten, welche die Antikörper produzieren,
- Lymphoblasten – diese können morphologisch (aufgrund ihres Aussehens) nicht von den Blasten der Granulopoese unterschieden werden.
Neben den weißen Blutkörperchen werden bei der mikroskopischen Begutachtung des Blutausstriches auch die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) inspiziert. Auch bei den Erythrozyten gibt es bestimmte morphologische Befunde, die im Befundkommentar erwähnt werden können:
- Normoblasten – junge Erythrozyten mit einem dunklen („pyknotischen“) Zellkernrest
- Anisozytose – auffällige Größenschwankung der Erythrozyten
- Poikilozytose – auffällige Formschwankung der Erythrozyten
- Fragmentozyten – kaputte, deformierte Erythrozyten
- Sphärozyten – runde Erythrozyten
- Target-Zellen – Schießscheibenform der Erythrozyten
Im Fall von klärungsbedürftigen Auffälligkeiten bei der Begutachtung des Blutausstrichs kann folgende Laboruntersuchung angeschlossen werden:
Leukozyten-Typisierung – das ist ein hämatologisches Spezialverfahren, welches sich der Labortechnik der „Durchfluss-Zytometrie“ (FACS – „Fluorescence Activated Cell Sorting“) bedient. Dabei werden in einem automatisierten Verfahren bestimmte Oberflächenstrukturen auf den Leukozyten bestimmt und diese anschließend nach vorgegebenen Kriterien eingeteilt.